Chronologische Darstellung der Eigentumsverhältnisse
der Dorfmühle in Schweinheim im 20. Jahrhundert

Aus dem Grundsteuer-Kataster vom 20. Februar 1905 des Kgl. Rentamtes Aschaffenburg geht hervor, dass Lorenz Kempf, Bäcker, alleiniger Eigentümer der Dorfmühle mit Bäckerei und landwirtschaftlichen Grundstücken war. Das Anwesen trug damals die Haus-Nr. 173 von Schweinheim.Er hatte auch den wenig geläufigen Hausnamen “Eichenbäcker”, weil er mit einer Margarete, geb. Eich, die aus der  Eichmühle von Unterschweinheim stammte, verheiratet war. Er verstarb im Jahre 1908. Es besteht ein weiterer Grundsteuerkataster des Kgl. Rentamtes Aschaffenburg vom 16. Oktober 1909, in dem als Eigentümer der Dorfmühle “Lorenz Kempf`s  Witwe Margarete, geb.Eich und Kinder” die Rede ist. Offensichtlich war kein Testament vorhanden. In dem Grundsteuerkataster vom 19. Oktober 1909 erscheint die Straßenbezeichnung “Mühlgasse 3, alt 173”. Die Mühlgasse wurde 1939 mit der Eingemeindung von Schweinheim nach Aschaffenburg umbenannt in “Hensbachstraße“, weil es im Stadtteil Damm bereits eine Mühlstraße gab. Zu einem späteren Zeitpunkt haben sich die Geschwister wohl auseinander gesetzt und  Mutter Margarete ging in das so genannte Altenteil. Sie verstarb am 1.September 1939, an dem Tag des Beginnes des zweiten  Weltkrieges.

Die Dorfmühle

Die Brüder Heinrich und Linus waren nun Alleineigentümer. Gemäß Übergabevertrag vom 6. Februar 1923 des Justizrates und Notars Karl Reinhardt, Aschaffenburg betrug der Übernahmepreis 1,515,500,-- Mark. Es herrschte damals die Inflation. Die Brüder Heinrich und Linus wiederum haben ihren gemeinsamen  Besitz gemäß Vertrag vom 19.Mai 1964 des Notar Friedrich Geiling, Aschaffenburg einvernehmlich geteilt, so dass Heinrich Kempf alleiniger Eigentümer des Haus- und Grundbesitzes an der Hensbachstraße wurde. Sein Bruder Linus Kempf war nicht verheiratet.
Heinrich Kempf heiratete 1924 Frau Maria, geb. Frieß aus Sommerau/Spessart, Ausder Ehe gingen 3 Söhne Linus jr., Josef und Willi hervor. Linus jr. war Bäckermeister, der für die Bäckerei zuständig war. Josef war Müller, betrieb aber hauptsächlich die Landwirtschaft. Er verstarb 1968. Der Sohn Willi verließ das Elternhaus, um einen kaufmännischen Beruf zu ergreifen. 
Heinrich Kempf verstarb im Jahre 1970. Er wurde von seiner Ehefrau Maria beerbt. Mit Übergabevertrag der Notare Dr. Wassner/Bader, Aschaffenburg vom 22. März 1971 übergab sie ihrem Sohn Linus jr. das gesamte Areal an der Hensbachstr. 3 in Schweinheim. Einschließlich Bachlauf (Pl.-Nr 2575 zu ha.0,0860), der von der Aumühle bis zur Dorfmühle reichte, umfasste der gesamte Besitz 0,3580 ha.  Im Rahmen der Ortskernsanierung von Schweinheim verkaufte Linus jr. mit not. Vertrag von Dr. Wolfgang Bader, Aschaffenburg vom 28. November 1975 die Gebäude und die dazugehörigen Grundstücke an die Stadt Aschaffenburg, um an der Molkenbornstr. eine neue Bäckerei zu errichten. Das Objekt wurde im Jahre 1977 abgerissen. 
Die Ära “Dorfmühle” fand ein nicht gerade ein schönes Ende. Abrissbirne und moderne Baugeräte haben ein Stück Schweinheimer Mühlenromantik innerhalb weniger Tage zunichte gemacht. Heute befindet sich dort, nach Verbreiterung der Hensbachstraße, ein Parkplatz. Ein geplanter See kam nicht zustande.     

Schweinheim, 25. September 2006

Willi Kempf